100 Jahre Meret Oppenheim

100 Jahre Meret Oppenheim – das Geheimnis der Vegetation. Ein Kunstprojekt in Basel. Bis 24. Oktober / 15. November 2013.

 

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cwb. Mit einem Fest im Museum Tinguely feierte Basel am 6. Oktober Meret Oppenheims hundertsten Geburtstag. Im angrenzenden Solitude-Park wurde zu diesem Anlass der Hermes-Brunnen aufgestellt, den sie 1966 entworfen hatte, und in einer Klanginstallation war die Künstlerin selbst zu hören, wie sie ihre Gedichte vortrug. Als Höhepunkt des festlichen Ereignisses wurde die riesige Geburtstagstorte angeschnitten, die sich als gelungene süsse Adaption von Oppenheims Gemälde «Teich in einem Park» präsentierte. Die Gedenkfeier für die grosse Künstlerin beschränkt sich aber nicht nur auf ihren Geburtstag.

Noch bis zum 24. Oktober bzw. 15. November kann man verschiedene Kunstwerke und Ausstellungen besichtigen, die sich im öffentlichen Raum über die ganze Stadt verteilen. Silvia Buol und Simon Baur, die Initianten des Projekts «100 Jahre Meret Oppenheim – das Geheimnis der Vegetation», luden 21 Künstler ein, sich mit Oppenheims Kunst, ihrem Leben und ihrer Beziehung zur Natur auseinandersetzen. So verweisen beispielsweise Misha Andris «Fieberinseln» –  fragile Porzellan-Skulpturen im Hof des Museums der Kulturen – direkt auf ein im Jahr 1940 entstandenes Objekt mit dem Titel «Gegen das Fieber». Zwei weitere Insel-Skulpturen aus Beton, die Jürg Hugentobler geschaffen hat, befinden sich beim Lindenberg und im Garten des Staatsarchivs. Hier steht auch Karin Suters Arbeit «Das erste Tier», eine Mischung aus Totempfahl und Baum, geschnitzt aus Holz. «Das Ohr von Giacometti», Oppenheims Hommage an ihren Künstlerfreund Alberto Giacometti, wurde von Matthias Frey wieder aufgenommen: Er modellierte Meret Oppenheims rechtes Ohr, vergrösserte es und stellte vier Abgüsse her, die er an verschiedenen wichtigen Orten ihrer Basler Zeit positionierte.

Die Gewerbeschule, welche sie ab 1937 besuchte, zeigt Entwurfszeichnungen der Künstlerin für Kleider, Schmuck und Designgegenstände, insbesondere die «Handschuhe mit Adern» und den «Tisch mit Vogelfüssen». In der Bibliothek des Kunstmuseums ist das Schulheft ausgestellt, das die berühmte Gleichung «x = Hase» enthält, mit der die junge Meret ihren Entschluss, Künstlerin zu werden, auf ihre Weise versinnbildlichte. Rätselhaft wie diese Formel bleibt auch ihr Werk, dessen Bilder, Skulpturen und Gedichte oft nur über das Unbewusst-Spielerische zugänglich sind und gerade deshalb immer wieder faszinieren.

 

Neue Zürcher Zeitung   Feuilleton   12.10.2013   Nr. 237   Seite 51

Foto: Caroline Weis, 2013